Eine gigantische Tour geht zu Ende. Die letzten Meter im Flieger werden gerade von Vilnius nach Bremen überbrückt. Schon Donnerstags machte ich mich Abends auf den Weg zu Oggy, um nach einer Stunde Schlaf mit Kevin durch die Nacht nach Bremen zum Airport zu brettern.
In Vilnius angekommen, sammelt wir Frank ein und düsten mit dem Toyoto Aygo bis nach Minsk. Der Grenzübergang dauerte seine Zeit, verlief aber relativ reibungslos, sodass wir gegen 14:00 Uhr Minsk erreichten. Die Übernachtung fand via Couchsurfing in einer Kreativschule für Kinder statt. Die dazugehörige Hosterin stellte sich vor und zum Dank übergaben wir ihr 4 Icehockeytickets für Finland – Schweiz, welches wir am Abend auch aufsuchten. Vorher ging es noch schnell nach Zhodino zum Erstligakick. Etwa 15 deutsche Hopper wurden gesichtet und waren damit dem Gästeanhang zahlenmäßig knapp überlegen. Sehr schöner Ground und für 20.000 “Rübelchen” bekam man nen astreinen Platz auf der Haupttribüne, der sogar per Hand auf die Karte gekritzelt wurde.
Die Polizei in Belarus hat übrigens total genial Hüte. Die Leute die etwas mehr zu sagen haben scheinen in blau unterwegs zu sein und die “Idioten” müssen den grünen “180er” tragen. Der heißt so, weil er nicht nur hoch sondern auch nahezu senkrecht gen Himmel schießt. Nicht nur einmal beömmelten wir uns und hielten uns dann verkniffen zurück, um im letzten Europaland mit Diktatur nicht erschossen zu werden. Wenn man schlechte Laune hat, sollte man seinem Gegenüber einen solchen Hut aufsetzen lassen und zack gehts einem besser. Das Spiel war ok, Stimmung gab es ganz kurz mal. Die Mitgereisten Anhänger von Slutsk haben hier und da mal was gesagt, der Heimmob formierte sich am Rand der Haupttribüne mit etwa 100 sportlichen Gestalten und standen das gesamte Spiel über still. Nur nach dem 1:0 gab es 1,2 kurze und knackige Anfeuerungsversuche. Mit einem Länderpunkt im Sack gings zurück in das einstündigentfernte Minsk, um dann mit dem Taxi für 80.000 “Rübelchen” den Icehockeypalast zu bewohnen. Bier gab es in “Block Zelt” zu Hauf und so verpassten wir das erste Drittel knapp, schauten dann aber den Schlittschuhläufern ein wenig bei ihrer Arbeit zu. Ist ne ganz witzige Sache und kann man hier und da mal machen, also wenn kein Fußball ist. Nach der regulären Zeit hatten beide Teams gleich oft das schwarze Geschoss in die Maschen gehauen, sodass das Vergnügen noch in die Verlängerung ging, allerdigs waren wir da bereits wieder im Zelt angekommen.
Nach dem Match kam Margarita mit ihrer Freundin Mascha um die Ecke und wir begossen die ganzen Feierlichkeiten ordentlich. Ich ließ es mir nich nehmen und hob 1.000.000 Rübelchen aus dem Automaten ab, nur um mein Millionärstitel nach wenigen Stunden und vielen Bieren und Taxifahrten um 5 Uhr nicht nur verloren zu haben, sondern gänzlich wieder in deutsche Verhältnisse abrutschen ließ. Um 8 Uhr oder so weckte uns Margarita bereits und sagte, dass wir in 20 Minuten raus sein müssen, weil die Kinder kommen. Ein wahnsinns Muff in der Bude, blutrote Augen, riesen Köpfe und und und. Diese Information hatten wir wohl vergessen. Das war extrem hart. Ein paar Stunden Schlaf konnten wir noch im Auto nachholen, aber so mancher fragte sich sicher, ob er den Tag heile überstehen kann. Oggy und Kevin mischten schon Mittags wieder die Zeltszene auf und “der Zahnlose” und sein Kumpel (Penner der immer nur wieder sagte “your soup is ready”) wollten Ihnen wohl ans Geld und das sorgte für eine rasante Flucht unsererseits zum Supermarkt und raus aufs Feld zum lecker Wurst und Baguette Festmahl.
Die Fahrt ging anschließend “zum Smorgon”, denn da fand ein Zweitligakick quasi auf dem Weg nach Vilnius statt. Bestes Wetter und Laune begleiteten uns. Die Erinnerung an “den Weißen” (Ein älterer Herr vom Hinflug mit extrem voluminöser und dichter, weißer Mähne) und die ettlichen 180er machten die Strecke zum Kinderspiel und angekommen stellten wir fest, dass der Smorgon auch noch richtig gut aussieht. Freundlich wirkende Menschen, ein großer Fluss mit Tretbooten und ein Park direkt vor dem Stadion, na wenn das mal kein Geheimtipp ist. Die Eintrittskarten für 10.000 Rübelchen wurden auf nen Kassenzettel gedruckt und wir versuchten das nicht ganz so weite, aber schöne Rund zu betreten. Doch beim Einlass verspürten wir tatsächlich etwas Angst. Die Polizisten sagten irgendwas was wir nicht verstanden und wir antworten mit “english?” Und auch wenn man nicht viel verstehen konnte wurde uns ganz klar gemacht das hier keine Ausländer erwünscht sind. Eine höher gestellte Beamtin wurde bestellt, sie war sofort aggressiv. Mit Gestik so am Hals von sich selbst abfällig herstreichen nach dem Motto: “Ihr nervt, haut ab”. Anschließend kam nur sowas wie “english? home!” heraus. Dann wollten sie unsere Pässe sehen, und schienen sich dadurch etwas zu beruhigen das wir nur Deutsche sind. Wir klärten das wir vom Icehockey kamen und nur auf der Durchreise nach Vilnius sind. Unsere Anweisung war “Futbol, Home!” Wir sollten also so schnell wie es geht abhauen, wurden von nem Polizisten begleitet zu den Plätzen die am nächsten am Eingang sind und auch ein weiterer Polizist stand keine 10m das Spiel über von uns entfernt. Angespannte Stimmung veranlasste uns schon in der Halbzeit zu gehen, wir wollten einfach weg. Wir schauten das uns Niemand folgt und machten uns auf den direkten weg zur Grenze.
Noch schnell den Aygo für umgerechnet etwa 70cent/Liter aufgefüllt und ab. Übrigens haben nahezu alle unseren Aygo im vorbeifahren mit Lachen und zeigen begleitet. Wir dachten immer das irgendwas mit uns nicht stimmt, wenn neben uns ne Familie im Auto vorbeifährt und sich nicht mehr einbekam und auf uns zeigte. Den Grenzbeamten ging es ähnlich. Wirklich jeder hatte ein Lachen im Gesicht und das ganze gipfelte als einer von zwei blauen Polizisten auf uns zukam und uns volllaberte. Wir boten ihm alles mögliche an: Pässe, Autopapiere, einen der Zettel die man hin und wieder überreicht bekam, aber wollte nichts dergleichen. Irgendwann meinte er “Hubraum”. Da war uns klar, dass auch er von unserem Auto so fasziniert war, dass er direkt danach mit riesigem Lachen seinem Kumpel von uns erzählte. Manche schauten extra nicht zu lange hin, um sich beherrschen zu können. Die Grenze raus aus Belarus dauerte in etwa 45min für einen PKW der sein Visum, über das Icehockeyticket bezog. Die LKW-Schlange war deutlich über 5km lang, die werden da sicherlich übernachten müssen. Zwischen den Grenzen haben wir alle unsere Rübelchen gesammelt und Sie Kevin zum Zaretten holen gegeben. 7€ pro Stange normale Zigartten (Lucky Strike) sind ein Schnapper und weil der “kleine 180er” vom Anfang der weißrussischen Grenze versicherte, dass 2 Stangen pro Kopf klargingen, war das ne schicke Sache. Dann gings nach Litauen: “Something to declare?”, Oggy sagte das wir keinen Alkohol oder Nahrungsmittel bei uns haben, nur eben nen paar Zigaretten. Sie schaute unter die Jacke und begann laut zu lachen. “You are crazy!” und “Do you know how many cigarettes you can bring to lithuania”, es stellte sich heraus, dass nicht 2 Stangen, sondern 2 Packungen pro Person erlaubt waren. Sie trommelte alle Leute zusammen, die sie kannte und alle konnten nicht mehr vor lachen, uns ging es genauso. Es wurde also nachgezahlt, zwar blieb dadurch die große Ersparnis aus, aber günstiger als in Deutschland blieb es dennoch, da die nette Beamtin von einer Strafe absah. In Vilnius dann gings abermals in die Stadt für Bier und Co. Ne reine Topstadt. Alles freundlich, paar gute Läden, preislich etwas unter unserem Niveau, das macht richtig Laune:
Der Abend entwickelte sich zum feuchtfröhlichen Gesäusel und endete als der Irsih geschlossen hat. Dort lernten wir kennen, dass der Lite zu jubeln beginnt, wenn die Kellnerin was zerdeppert. Das kommt sehr häufig vor, da sie sehr sehr viele Gläser stapeln. Wir nannten das dann “Stapeln”, english gesprochen wie Stäipeln. Die Gläser dürfen nicht absichtlich zerdeppert werden und so krachte es alle paar Minuten gefolgt vom tosendem Jubel der etwa 200 Anwesenden in einem schönen Hinterhof. Trashtalk entwickelte sich vom Feinsten und Übermüdung und Alkohol taten ihr übriges, hier mal ein paar englilsche “Floskeln” die man dann eben so raushaut:
Im Großen und Ganzen – In great and whole
Du bringst das Bier wie keine Zweite – You bring the beer like no second
Ich habe ein bisschen über die Stränge geschlagen – I boxed a little bit over the strange
Da kommt schon ganz schön was zusammen – There comes what beautiful together
So wurde auch dieser Abend deutlich länger als erwartet, sodass es abermals kein ganz einfacher Start in den Tag wurde, aber die beiden Kicks in und um Kaunas von Spyris bzw. Silas waren sehr nice, hier mal die Eindrücke:
Auf dem Rückweg ging es über Kaunas zurück, wo wir Frank abluden und uns noch bei einem Straßenfest etwas amüsierten. Beinahe wären wir auf ein Boot gestiegen, was nur Sekunden danach abfuhr und erst 2 Stunden später zurückkam. Wir dachten es wäre ein fest installiertes Kneipenboot, Glück gehabt, denn sonst wäre Franks Flieger ohne ihn gestartet. So klappte mal wieder alles, zurück nach Vilnius und am nächsten Tag zurück. Out the mouse!